Tantra - Ritual 

 

Wikipedia 

Das Wort Tantra entstammt dem altindischen Sanskrit und heißt wörtlich: “Gewebe, Zusammenhang, Kontinuum”. Du findest im Wörterbuch auch “Tantra”: 

1. Webstuhl, Webkette, Gewebe 

2. Grundlage, Norm, Regel 

3. Lehrbuch, Lehre 

4. Literaturgattung magisch-mystischen Inhalts 

5. Zauberformel 

6. Mittel, Trick 

7. Arzneimittel 

8. Autorität 

9. Saite 

Das Sanskritverb “tan” heißt ausbreiten, ausdehnen, das Suffix “tra” bedeutet, dass etwas für eine andere Sache gut geeignet ist. 

 

So ist ein Mantra (man: denken) gut für das Denken, ein Yantra (yan: halten) gut zur Stütze. 

 

Tantra ist also etwas, das die Ausdehnung fördert, und zwar die Ausdehnung des feinstofflichen Körpers; es meint aber gleichzeitig, diese Ausdehnung selbst, und obendrein bezeichnet es auch ihre Wirkung.

 

Die Philosophie 

Das Tantra ist ein ganzheitlicher Weg zur Verwirklichung Höchster Liebe. Das Tantra ist ein Übungsweg mit einer breitgefächerten Vielzahl an Methoden, Techniken und Ritualen. Das Ziel ist die höchste menschliche Verwirklichung. 

Es geht um das Bewusstsein, in dem der Mensch in tiefstem Frieden ist und höchster Glückseligkeit zugleich.

Das ist Ekstase, das höchste Entzückt- und Verzückt-Sein.

Es ist ein Zustand, wo alle menschliche Sehnsucht gestillt und jeglicher Kampf und Schmerz beendet ist. Damit hat die Tantrikerin/der Tantriker die ganze Schöpfung verstanden. Sie/Er ist eins damit, die Trennung und Abspaltung ist beendet. Sie/Er schwingt vollkommen und im Strom des Einverstanden-Seins.

Es gibt nichts Schöneres, als solchen Menschen zu begegnen, denn diese beseligende Verzückung ist höchst ansteckend.

Auf das Erreichen dieses Zieles ist der ganze Tantra-Weg ausgerichtet. 

Somit will Tantra genau wie Yoga die Vereinigung des Menschen mit seinem ursprünglichen natürlichen Zustand wiederherstellen. 

Es geht um nichts anderes als wahre Selbsterkenntnis, und die Entdeckung des wirklichen “Ich”. 

Dieser abenteuerliche Weg der Selbstentdeckung ist lohnend. Es gibt nichts Wichtigeres, als den Sinn Seines Lebens zu verwirklichen.

 

Die Rolle des Körpers

Im Vergleich zu vielen spirituellen Richtungen und Übungswegen fällt im Tantra die starke Bejahung und Betonung des Körpers auf.

 

Für die Tantrikerin/den Tantriker ist der Körper die Wahrheit, der Weg und das Leben. 

Der Körper in seiner Unvollkommenheit ist so vollkommen wie er ist. 

Der Körper ist Fahrzeug und Werkzeug zur Erleuchtung. 

Der Körper ist der geheiligte Tempel des Göttlichen. 

Der Körper ist das wunderbare Musikinstrument, auf dem das Göttliche seine Musik ertönen lässt. 

Der Körper ist das ästhetische Gewand und Ausdruck der Seele. 

Der Körper ist der Mikrokosmos, der den Makrokosmos, d. h. die ganze Schöpfung wiederspiegelt.

 

Die Gegensätze heißen im Tantra Shakti (das urweibliche, dynamische Prinzip) und Shiva (das urmännliche, statische Prinzip). Das Tantra ist somit ein Weg, der Gegensätzlichkeit bejaht und akzeptiert. 

Tantra heißt, nichts auszuschließen. Schwarz und weiß, weiblich und männlich werden als gleichwertige Manifestation der göttlichen Energie verstanden.

Für die Tantrikerin/ den Tantriker gibt es nichts Schlechtes oder Falsches, von dem sie/er sich absondern müsste. 

Es gibt keine Moral und keine starren Regeln. Das Leben selbst ist der Meister. 

Die Tantrikerin/der Tantriker muss nichts bekämpfen, unterdrücken oder ablehnen. Es gibt nicht Schmutziges, Verkehrtes oder Verwerfliches in dieser Schöpfung. 

Der Geist der Tantrikerin / des Tantrikers wird so weit, dass immer mehr darin Platz hat. Sie/Er wird zum Gefäß, das alles aufnehmen kann. Eine Leere entsteht, die von allem erfüllt werden kann. 

Der Geist der Tantrikerin / des Tantrikers ist somit höchste Ehrfurcht vor allem Leben, egal ob es sich schwarz oder weiß, schön oder hässlich, jung oder alt, wonnevoll oder schmerzlich manifestiert. 

Die Tantrikerin/der Tantriker gibt sich hin und fließt mit, ohne Widerstand zu leisten. Dadurch wird ihr/sein Wesen auf ein enorm hohes Energieniveau gehoben. Das ist der Weg der Ekstase – der Weg höchster Glückseligkeit. 

Die Tantrikerin / der Tantriker lässt sich von allem Leben anrühren. Auch zerstörerische Aspekte wie Wut oder Zorn (Kali/Shiva) sind Teil der göttlichen Energie. 

Die Tantrikerin / der Tantriker möchte das Spiel von Shiva und Shakti bewusst erleben und auch, wenn es sein soll, die Vereinigung der Gegensätze geschehen lassen. 

Die Tantrikerin / der Tantriker braucht nichts zu zwingen, da sie/er weiß, dass ohnehin alles zum Besten geschieht. 

Der Körper braucht nicht sublimiert oder abgestoßen zu werden, um Gott zu verwirklichen, sondern der Körper ist Gott, der Geist hat es nur noch nicht verstanden. 

Damit er’s versteht, üben wir Tantra. Die Tantrikerin/der Tantriker vereint zwei Strömungen: den Körper zu vergeistigen und den Geist zu verleiblichen. 

Daraus entsteht das alchemistische Gold, das leuchtende Herz. 

 

Im Tantra geht es nicht darum, etwas Neues auf unser Mensch-Sein zu packen, sondern darum:

 

Dass Wunder zu entschleiern, das wir jetzt schon sind.

 

Es soll uns erwecken, aus unserer Trance und ins wirklich wache Sein führen, jenseits von Problemen, Sorgen und Verwicklungen des Geistes. 

 

Die Sinnlichkeit

Das Besondere an Tantra ist das Ernst nehmen unserer Sinnlichkeit. 

Tasten, Riechen, Schmecken, Hören, Sehen sind göttliche Fähigkeiten, wenn sie richtig kultiviert werden. 

Es sind die Tore der innersten Glückseligkeit. 

Es sind die Tore zur höchsten Selbstverwirklichung. 

Der ganze Körper ist Sinnlichkeit. 

Wenn das nicht sein sollte, hätten wir vom Göttlichen gar keinen Körper bei der Geburt erhalten. 

Darum ist es der göttliche Wille, dass wir unsere Sinne gebrauchen, verfeinern und in höchster Form zelebrieren. 

Der Tantriker entkommt der abstumpfenden Reizüberflutung der modernen Welt durch Achtsamkeits-Übung und Meditation. 

Die Wahrnehmung verschärft sich deutlich durch diese Praktiken. 

Ja, wahrscheinlich ist es der Sinn des Lebens, die Sinnlichkeit zu feiern. 

Durch Sinnlichkeit (Sensualität) gelangen wir zum Sinn. 

Die Schönheit in aller sinnlichen Wahrnehmung zu erkennen, ist wahrer Gottesdienst.

 

und Sensualität

ist der spannungsreiche Kontakt eines Sinnesorganes mit einem Reiz. 

Es ist das Wahrnehmen von zweien, die sich berühren und vereinigen möchten zu einem. 

Es ist der natürliche Zustand sich mit dem Schönen zu vereinigen. 

Deshalb spielt die sinnliche Vereinigung im klassischen Tantra immer eine zentrale Rolle. 

Da mit der Vereinigung auch die machtvollsten Vorgänge der Menschheit, Zeugung und Empfängnis verbunden sind, liegt es nahe, dass hiervon ungeheure Energien ausgehen, die Tantra sich zunutze macht.